Rein ins Sommeroutfit und raus auf die Terrasse. Ensemble aus Satin von Galvan.

Der Appetit ist zurück

Meine aktuelle Stilkolumne widmet sich den schönsten Dingen des Lebens. 

Nicole Geser über Mode und Essen

Lange konnten wir nur davon träumen, nun ist es endlich wieder soweit. Wir dürfen uns wieder chic machen und unser Lieblingsrestaurant besuchen. Zumindest  zu dem Zeitpunkt, wo ich diese Kolumne schreibe – wenn es über eine Terrasse verfügt und das Wetter mitspielt. Kleidung und Essen – beides sind Grundbedürfnis und Ausdruck von Lebensart zugleich.

Mehr ist mehr

Es ist nicht so, dass ich während des Lockdowns schlechter gegessen hätte. Im Gegenteil, endlich hatte man einmal genügend Zeit das komplizierte Ottolenghi Gericht mit zwölf verschiedenen Gewürzen (zum Glück hatten die Spezialitäten-Läden geöffnet) nachzukochen. Und die Thunfischspiesse mit Kokos-Mochi-Küchlein schmeckten tatsächlich wie eine orientalisch-asiatische Liebesromanze. Auch kann ich behaupten, dass meine frisch gemachte Sugo jeden Italiener bezirzen würde. Aber irgendwann entzückt einen auch das zwanzigste Bananenbrot nicht mehr und man sehnt sich nach mehr. Und dieses Mehr ist die Kultivierung des Essens. Das geht natürlich auch zu Hause, ist aber auswärts mit noch mehr Sinneseindrücken verbunden. Und der Neugier nach unbekannten Geschmäckern, Düften und Präsentationen. Wobei Letzteres nicht nur auf das Essen bezogen ist.

Das Auge isst mit

Der erste Restaurantbesuch fühlt sich ein bisschen an wie das erste Date. Was ziehe ich an? Das ozeangrüne Seidenkleid oder doch den coolen Overall? Mode ist gerade wichtiger als je zuvor. Sich aufzubrezeln für das Dinner macht gute Laune und Freude. Sich selbst und anderen womöglich auch. Ich jedenfalls freue mich, wenn ich eine tolle Tasche oder ein raffiniert geschnittenes Kleid erblicke. Wenn sich die Menschen wieder chic machen, ist es ein Zeichen von Optimismus und Hoffnung, dass das normale Leben (ausserhalb unserer vier Wände) zurückkehrt. Und diesen Optimismus haben wir so vermisst.

 Die Abendsonne wirft ihr klares weiches Licht in den Schlossgarten. Hinein ins Flirren und Vibrieren von Stimmen und Lachen und empfangen werden von adretten Kellnern, die einen an den weiss gedeckten Tisch führen. Ein kleiner Tipp von mir: Buchen Sie den Erkertisch Nr. 56 im Schloss Wartegg oberhalb des Bodensees. Das Fest für Augen und Gaumen kann beginnen – Das Leben ist schön!

 

 

Kolumne für das Magazin «Für Sie» No.61 / Sommer 2021